75-mal Talk: „Drachenhort“ der Edition Roter Drache feiert bei Twitch Jubiläum.

Vor der Kamera. Wenn der „Drachenhort“ eine Ehe wäre, stünde jetzt das Kronjuwelen-Jubiläum an – quasi. Holger Kliemannel (Foto) hat mit dem Online-Talk der Edition Roter Drache soeben Ausgabe Nummer 75 absolviert. Und ist mit Buch-Fans und Zuschauern des Formats mindestens eheähnlich eng verbunden … Die kurzweilige Internet-Runde lockt Woche für Woche Publikum bei Twitch vor den Bildschirm. Zeit, einen Blick auf die Anfänge zu werfen. „Folge 1 lief im Mai 2020, als es mit der Corona-Pandemie richtig losging“, erinnert sich der Verleger. „Die Autorinnen Anja Bagus und Isa Theobald hatten die Idee, einen Stream zu starten, in dem wir den Verlag und das Programm vorstellen – quasi als Ersatz für die damals erstmals ausgefallene Leipziger Buchmesse.“ Seitdem wird (fast) jede Woche getalkt, was das Zeug hält. „Mit Pausen allerdings. Manchmal aus Zeitmangel, aber meistens im Sommer, dann ist der Verlag immer für einen Monat geschlossen. Bisher ist der Drachenhort jedoch nie aus Ideenmangel entfallen“, sagt Holger Kliemannel. Wer in 75 Folgen „Drachenhort“ am häufigsten als Gast war? Ideengeberin Anja Bagus, Autorin Jenny Rubus („Elementz“) und Grit Richter vom Art Skript Phantastik Verlag dürfen sich diesen Titel teilen. Seine Interviewpartner sucht sich der Verleger vergleichsweise kurzfristig. „Sonntagabends fällt mir meist ein, dass ich Dienstag den nächsten Stream ankündigen muss und noch kein Thema habe. Dann geht die panische Suche los.“ Thematisch setzt Holger Kliemannel dabei auf ein festes Schema. Jeden ersten Mittwoch im Monat findet das Kleinverlagsgeplauder statt, bei dem der Rote-Drache-Verleger mit KollegInnen über aktuelle Themen der Verlagsbranche redet oder neue Veröffentlichungen vorgestellt werden. „Das kommt bei den ZuschauerInnen immer gut an, sie entdecken so neue Verlage und interessante Bücher. “ Jeden dritten Mittwoch im Monat können AutorInnen beim Talk über das reden, was sie momentan bewegt. Wichtiges Element in beiden Fällen: Zuschauer können via Twitch live Fragen stellen – und so Themen ansprechen, die für die Macher hinter den Büchern selbstverständlich sind und mitunter in Vergessenheit geraten. So ging es in der 75. Streaming-Folge beim „Drachenhort“ um Fonts – Schriftarten also. Kliemannel: „Für uns eine Selbstverständlichkeit, dass Fonts geschützt sind und Nutzungsrechte bezahlt werden müssen. Aber den Zuschauern war das unbekannt.“ Die längste Sendung bislang? „Unsere jährliche „Drachennest“-Veranstaltung, die geht über zwei Tage mit je sechs Stunden Liveübertragung.“ Je nach Thema und Zeit – im Sommer sind es weniger, im Winter mehr – folgen den Buchvorstellungen und Lesungen mal 15 Leute, den Diskussionsrunden auch durchaus zwischen 30 und 90 Zuschauer. Dazu kommt Publikum, das den aufgezeichneten Stream  im Nachhinein schaut. Wie lange Holger Kliemannel seinen „Drachenhort“ weiter produzieren will, darüber hat er sich noch keine Gedanken gemacht. „Vermutlich so lange, wie wir Zuschauer haben“. Zur 100. Folge könnte er sich ein „Best-Of“ vorstellen, sagt Kliemannel. Und verrät, was es mit dem „Drachenhort“ auf sich hat: „Das ist der Name vom Verlagsshop, eine Idee von Anja Bagus. Zur Leipziger Buchmesse 2020 hatten wir eine große Wohnung gemietet. Wir wollten, dass unsere Leser uns vor Ort besuchen können, um mal außerhalb der Messe mit uns reden zu können oder um Wohnzimmerlesungen abzuhalten. Und dieses „Meet & Greet“ mit Verlegern und Autoren wurde als „Drachenhort“ angekündigt.“ Der Name blieb. Wie bei einer Ehe eben.