TV-Kritiker Denis Scheck in der Jury: „153 Formen das Nichtseins“ holt Schubart-Literaturförderpreis der Stadt Aalen.

Feierlaune. Identität, Migration, Außenseitertum, Weiblichkeit – und die Frage nach dem Sein: All das hat Slata Roschal (Foto: Ammy Berent) in ihren Debutroman „153 Formen des Nichtseins“ gepackt. 2022 war der Titel für den Deutschen Buchpreis nominiert. Jetzt gab es nun die nächste Ehre: den Schubart-Literaturförderpreis 2023 der Stadt Aalen. „Partystimmung im homunculus verlag„, kommentierten die Macher hinter dem Buch aus Erlangen stolz. „Wir gratulieren unserer Autorin ganz herzlich und bedanken uns bei der Jury.“ Deren Begründung für das Buch liest sich so: „Während es gerade überall um die Frage von Identitäten geht, hat Slata Roschal ein Buch geschrieben, das zeigt wie sehr wir aus dem zusammengesetzt sind, was wir nicht sind.“

Die Auszeichnung gehört zu den ältesten Literaturpreisen des Landes Baden-Württemberg. Schubarts Heimatstadt Aalen stiftete sie 1955 zum ehrenden Andenken an den Dichter, Komponisten und ersten deutschen Journalisten. Übergeben wird der Preis – dotiert mit 7500 Euro – am 22. April 2023 im Kulturbahnhof Aalen. Zur Jury gehören unter anderem TV-Literaturkritiker Denis Scheck.

"153 Formen des Nichtseins", Slata Roschal, homunculus verlag
„153 Formen des Nichtseins“ von Slata Roschal ist im homunculus verlag erschienen.

Worum es in „153 Formen des Nichtseins“ von Slata Roscha geht? Der homunculus verlag fasst es so zusammen: Ksenia ist Russin, sie ist Deutsche, sie ist Jüdin, sie ist unter Zeugen Jehovas aufgewachsen, sie ist eine junge Frau, Mutter, Schriftstellerin und Wissenschaftlerin – das alles ist sie und gleichzeitig ist sie nichts davon. Bei der Erforschung des eigenen Identitätspluralismus sammelt sie Ebay-Anzeigen, die das Wort „russisch“ enthalten, notiert Gespräche von Arbeitskolleg:innen, korrigiert Stellenaushänge, beobachtet russische Mütter in der Stadt und israelische Verwandte auf Facebook, besucht arabische Läden, diskutiert mit einem Logopäden, dolmetscht in einer Psychotherapie für Flüchtlinge, erinnert sich immer wieder an einen traumatischen kindlichen Zustand von Orientierungslosigkeit und Fremdbestimmung, betastet misstrauisch ihren Körper und fragt sich nach einer Definition und dem Wert des eigenen Daseins.

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