Weiß-blaue Verlagsideen: Wann bekommt München eine eigene Indie-Buchmesse?

Brainstorming. Gemeinsam mehr erreichen: Das ist die Idee, mit der der Münchener Verleger Thomas Peters (Morisken Verlag, Foto: Theresia Riesenhuber) Akteure aus Bayerns Buchbranche an einen Tisch gebracht hat. Beim ersten Treffen des Börsenverein-Landesverbandes mit Vorstandsmitgliedern, Buchhändlern und Verlegern ging es um die Zukunft der Branche, um Sichtbarkeit von Titel aus Indieverlagen und darum, welche Projekte sich vereint stemmen lassen. Dem Schöne-Bücher-Magazin hat Thomas Peters mehr über das Treffen und die Idee dahinter verraten.

Eine Münchner Buchmesse: Wie realistisch ist so ein Projekt?
Thomas Peters: Keine Ahnung, genau das will ich ja herausfinden! Denn jede große Sache fängt einmal mit einem kleinen Gedanken an. Wenn es nicht klappt, habe ich zumindest etwas dazu gelernt. Doch meist kommt selbst im Falle des Scheiterns des eigentlichen Ziels auf dem Weg dorthin etwas anderes Gutes heraus. Ende 2023 hatte ich die Idee einer Indie-Messe vom bayerischen Börsenverein im Münchner Literaturhaus – für Endkunden, Buchhandel, Presse und Blogger. Ich war gerade ein halbes Jahr lang Schnuppermitglied und fragte mich, ob nicht noch mehr getan werden könnte für die öffentliche Wahrnehmung unabhängiger Verlage. Deshalb trat ich an den Landesverband heran. In einem solch großen und alteingesessenen Verein gibt es jedoch recht unterschiedliche Interessen, da will viel abgewogen und abgestimmt werden. Das ist an sich nichts Schlechtes, es muss nur darauf geachtet werden, dass mehr gestaltet, als verwaltet wird. Und es dürfen bei den verschiedenen Akteuren auch keine lähmenden Bedenken angenommen werden, die so vielleicht gar nicht existieren oder wenigstens ausgeräumt werden könnten. Am wichtigsten ist also, den Raum für Kommunikation zu schaffen: Menschen müssen miteinander sprechen und sich kennenlernen, Erfahrungen teilen, Argumente austauschen und dann gemeinsam tolle Vorschläge sammeln. Sollte es am Ende im Landesverband nicht klappen, gibt es für mich immer noch die Möglichkeit, selbst eine Messe aufzuziehen – ich habe schließlich tolle Netzwerke wie die Münchner Buchmacher und Schöne Bücher. Das ist freilich ungleich mehr Aufwand, kann aber gut funktionieren, wie die Buch Berlin oder die litera bavarica zeigen.

Wir kleinen Verlage dürfen und sollten den Börsenverein mitgestalten.

Thomas Peters, Morisken Verlag

Welche gemeinsamen Aktionen von Buchhändlern und Verlagen gibt es in Bayern schon?
Thomas Peters: Leider zu wenig beziehungsweise keine zentral organisierten. Auch das wollen wir ändern mit besserer Vernetzung innerhalb des Landesverbandes oder auch mit Fallstudien, die als gutes Vorbild zu mehr lokalen Aktionen ermuntern. In der großen Gesprächsrunde haben wir die Woche der unabhängigen Buchhandlungen im November ins Auge gefasst. Auch der Indiebookday im März ist prädestiniert für solche gemeinsamen Aktionen. Von Buchhandelsseite kam zudem die Idee von Patenschaften für einzelne kleine Verlage auf, um eine langfristige Förderung sicherzustellen. Aber dafür müssen sich eben auch die richtigen Partner finden.

Sie sammeln Ideen für gemeinsame Projekte. Von links stehend: Dr. Thomas Glaw (Mediathoughts Verlag), Susanna Rieder (Susanna Rieder Verlag), Thomas Peters (Morisken Verlag), Dr. Klaus Beckschulte (Geschäftsführer Börsenverein Bayern), Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl), Klaus Füreder (Vorstand, Arabella Buchhandlung), Lutz Nagler (Vorstand, Buch Kempter). Sitzend: Michael Volk (Volk Verlag), Regina Moths (Literatur Moths), Rosemarie Reif-Ruppert (Vorstand, Gostenhofer Buchhandlung). Foto: Johanna Riegler
Sie sammeln Ideen für gemeinsame Projekte. Von links stehend: Dr. Thomas Glaw (Mediathoughts Verlag), Susanna Rieder (Susanna Rieder Verlag), Thomas Peters (Morisken Verlag), Dr. Klaus Beckschulte (Geschäftsführer Börsenverein Bayern), Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl), Klaus Füreder (Vorstand, Arabella Buchhandlung), Lutz Nagler (Vorstand, Buch Kempter). Sitzend: Michael Volk (Volk Verlag), Regina Moths (Literatur Moths), Rosemarie Reif-Ruppert (Vorstand, Gostenhofer Buchhandlung). Foto: Johanna Riegler

Was soll als erstes Projekt angegangen werden?
Thomas Peters:
Für ein erstes Treffen liegen schon relativ viele Ideen auf dem Tisch. Diese konkret umzusetzen, wird natürlich einiges an Arbeit kosten und ein längerer Prozess, aber ich gehe fest davon aus, dass wir durch mehr Zusammenarbeit von unabhängigen Verlagen und (insbesondere den inhabergeführten!) Buchhandlungen die Sichtbarkeit unserer besonderen Bücher und damit die Bibliodiversität stärken können. Denn lokale und regionale Kooperationen werden aus meiner Erfahrung sowohl von Kunden, als auch der Presse positiv aufgenommen. Also, auf geht’s! Interessenten aus Verlagen und Handel dürfen sich gerne bei mir als Ansprechpartner melden. Auch Input von Nichtmitgliedern ist willkommen, vielleicht entsteht daraus dann sogar eine Annäherung und Interesse an einer Mitgliedschaft. Wir kleinen Verlage dürfen und sollten den Börsenverein mitgestalten.

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