Blackbox Buchbranche? So räumt eine Verlegerin mit Mythen auf.

Einblicke. Sandra Thoms (Foto) kennt sich mit Büchern aus: Als Verlegerin hat sie ständig damit zu tun. Quasi täglich landen neue Manuskripte auf dem Schreibtisch der Bedey & Thoms Mediengruppe, zu der Verlage wie acabus, Dryas, edition krimi oder Plan9 gehören. Und fast ebenso täglich wird Sandra Thoms mit einem oft sehr unrealistischen Bild des Buchhandels konfrontiert. Auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn teilte die Verlegerin nun ihre gesammelten Erfahrungen über die „Blackbox Buchhandel“ in zugespitzter Form mit. Und löste damit eine (virtuelle) Lawine an Rückmeldungen von Kollegen aus, die diese und ähnliche Beobachtungen umfassend ergänzen konnten. „Als Verlegerin weiß ich, dass die Buchbranche einer Blackbox gleicht – vorne Text rein, hinten Buch raus. Und dazwischen wird gelesen“, formulierte Sandra Thoms. Und weiter: „Nun ja, ganz so ist es nicht, gerne möchte ich mal ein paar Mythen richtigstellen.“ Das Schöne-Bücher-Magazin dokumentiert ihre Aussagen – über das Buchlesen ansich, die Angst vor E-Books und Spiegel-Bestseller-Listen.

Sandra Thoms: Die Mythen der Buchbranche

  • 1. Mythos: Menschen, die im Verlag arbeiten, lesen den ganzen Tag Bücher.
    Die Realität: Bücher lesen ist nicht der Job, sondern die Voraussetzung für den Job. Nur wer wirklich viel und gerne liest, kann im Verlag mitreden. Die Verlagsarbeit selbst ist eine Mischung zwischen Qualitätssicherung (wie wird aus einem Text ein richtig gutes Buch) und Marketing (wie mache ich irgendjemanden auf dieses Buch aufmerksam).
  • 2. Mythos: E-Books sind das Aus für gedruckte Bücher.
    Die Realität: Gedruckte Bücher verkaufen sich weiterhin. Und selbst wenn sie es nicht mehr täten, wäre es mir als Verlegerin egal! Denn ich verkaufe kein Papier, sondern Inhalte. Bücher vermitteln Wissen und erzählen Geschichten, egal in welcher Form.
  • 3. Mythos: Bücher stehen auf der Spiegelbestsellerliste, weil sie gut sind.
    Die Realität: Die Spiegelbestsellerliste zeigt, welche Bücher sich am häufigsten verkaufen. Viele davon sind ausgezeichnet – wie zum Beispiel die Titel aus dem Komplett Media Verlag von Julia Loschelder und Verena Schörner. Aber nur weil ein Buch gut ist, bedeutet es nicht, dass es sich oft verkauft. Viele Themen sind zu speziell für die Verkaufszahlen, viele Autor*innen zu unbekannt. Daher kommen vorrangig die Bücher, auf die Spiegelbestsellerliste, deren Marketing stimmt.

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