Geschichte zum Anfassen: Warum eine Verlegerin in London auf Anne Franks Spuren wandelt.

Zeitzeugen. Sie war die Nachbarin von Anne Frank in Amsterdam, bevor ihre Familie und die Familie von Anne ins Versteck gehen mussten. Beide Familien wurden verraten, das Schicksal von Anne ist bekannt. Doch auch Eva Schloss, geborene Geiringer, hat eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über die Gräuel der Nationalsozialisten, und über das „Danach“ – das Überleben. Dass diese Geschichte der Nachwelt weitergegeben wird, ist auch das Verdienst von Verlegerin Katja Völkel. Die jetzt in London ein Wiedersehen mit der Autorin Eva Schloss feiern konnte.

Die Geschichte von Eva Schloss handelt von der Gewissheit, dass sie und ihre Mutter Elfriede den Holocaust überstanden haben – der geliebte Bruder Heinz und der Vater allerdings getötet wurden. Und sie berichtet über das Wiedersehen mit dem ehemaligen Nachbarn Otto Frank, der dasselbe Schicksal teilte – und dieses gemeinsame Schicksal hat ihn mit der Mutter von Eva, Elfriede Geiringer, so verbunden, dass er sie 1953 geheiratet hat.

"Amsterdam, 11. Mai 1944" von Eva Schloss ist im Eckhaus Verlag erschienen.
„Amsterdam, 11. Mai 1944“ von Eva Schloss ist im Eckhaus Verlag erschienen.

So wurde Eva Schloss, geborene Geiringer, zu Anne Franks posthumer Stiefschwester. Beide wurden 1929 geboren, Anne wäre also heute so alt wie Eva Schloss. Die Autobiografie „Amsterdam, 11. Mai 1944. Das Ende meiner Kindheit“ von Eva Schloss wurde ins Deutsche übertragen und ist im Eckhaus Verlag in Weimar erschienen. Eva Schloss ist nach dem Krieg mit ihrem Mann Zvi nach England gegangen und lebt seither in London. Vor der Pandemie reiste sie bis ins hohe Alter durch die ganze Welt, drehte mit Fernsehteams aus Japan und Amerika Dokumentarfilme, ebenso mit Markus Lanz, war in zahlreichen Talkshows zu Gast, ist in vielen Ausstellungen als Zeitzeugin zu sehen.

Ihre Verlegerin Katja Völkel hat Eva Schloss nun – nach vier Jahren – in der britischen Hauptstadt wieder treffen können, zusammen mit ihrer Tochter Linna (15). „So bekommt Geschichte ein ganz konkretes Gesicht“, sagt Katja Völkel. Und genau solche direkten Begegnungen mit Personen aus der Zeitgeschichte helfen dabei, Jugendlichen den Nationalsozialismus und seine fatalen Folgen erlebbar zu machen, weiß die Verlegerin.

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