Märchen aus dem Bombenhagel: Ukrainerin Galia Zinko zaubert „Schneekönigin“ und „Däumelinchen“ ein neues Gesicht.

Gemeinsam helfen. Märchenhafte Bilder statt Fotos von Gräueltaten: schwer vorstellbar in diesen Tagen beim Blick in Richtung Ukraine. Der Wunderhaus Verlag aus Dresden beweist, dass das kein Widerspruch sein muss. Und verhilft zugleich einer jungen Künstlerin zur ganz besonderen Bühne. Galia Zinko (Foto) heißt sie, lebte mit ihrer Familie bis zum Kriegsbeginn in Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes. Dort im Nordosten der Ukraine entstanden noch im Kellerversteck ihres Hauses unter dem Bombenhagel viele Illustrationen für zwei Märchenbücher. Verleger Sebastian Lohse war auf der Suche nach einer Illustratorin für die Neuauflage der Klassiker „Die Schneekönigin“ und „Däumelinchen“ auf Galia Zinko aufmerksam geworden: „Wir waren sofort in Galias Werke verliebt und haben beschlossen, die beiden Bücher mit ihr zu veröffentlichen – in der Hoffnung, ihr in der jetzigen Situation zu helfen.“ Nach den ersten Angriffen auf ihre Heimatstadt suchte die 36-Jährige, die einst an der Kunstakademie Charkiw studierte, Zuflucht in der bis dahin weniger umkämpften Mitte der Ukrainne. Ihren traumhaften Bildern sind die bedrückende Erlebnisse nicht anzumerken. Die zauberhafte Märchenwelt hat für ihr Leben schon immer einen ganz besonderen Stellenwert. Mit vielen Details und einem ganz besonderen Charme verleiht sie Büchern eine eigene Handschrift – so auch bei der „Schneekönigin“ und „Däumelinchen“ von Hans Christian Andersen. Beide Titel erscheinen in der Reihe „Unendliche Welten“ des Wunderhaus Verlags, in der auch „Die kleine Meerjungfrau“ oder „Der kleine Muck“ zu finden sind, allesamt neu illustriert. Aktuelle Buch- und Illustrationskunst mit Kinderliteratur aus aller Welt zu verbinden, das haben sich Wunderhaus-Geschäftsführer Lohse und Verlagsleiterin Marianna Korsh auf die Fahne geschrieben. Für die beiden jüngsten Neuzugänge im Portfolio lieferte Galia Zinko nun kleine Kunstwerke, bei denen sie Linolschnitt und Aquarell verwendet und Details am Computer hinzufügt – und mit ihrer Arbeit dem Alltag in der Ukraine ein wenig entfliehen kann.