Flut-Licht-Gefühle und Straf-Raum-Beziehung: Warum Autor Stefan Mellentin auf einen schwulen Profi-Kicker wartet.

Auf der Suche. Stefan Mellentin (Foto) hat Post von seinem Verlag bekommen – soweit nichts Besonderes. Aber der Inhalt schon: Wolfram Alster (MAIN Verlag) hat Mellentin zwei signierte Fußball-Trikots weitergeleitet, die der Verleger anonym zugeschickt bekommen hatte. Das erste mit Nummer 18 stammt von Profi-Kicker Leon Goretzka aus dessen erster Saison beim FC Bayern. Das zweite ist aus der aktuellen Spielzeit der Münchner und von jeder Menge Kickern unterzeichnet. „Heimlicher Fan oder Gönner?“ kommentierte Mellentin mit Augenzwinkern das Goretzka-Trikot auf seinem Instagram-Kanal. Und will nun gemeinsam mit seinen Followern herausfinden: Welche Spieler haben Trikot Nummer 2 unterzeichnet? „Helft mir, die Autogramme zu identifizieren“, bittet Mellentin. Was die Trikot-Aktion so ungewöhnlich macht: Stefan Mellentin hat im MAIN Verlag zwei Bücher veröffentlicht. „Flut-Licht-Gefühle“ heißt das eine, „Straf-Raum-Beziehung“ das andere. Beide Titel drehen sich um Homosexualität und Coming-out im Fußball – was in der Profi-Kicker-Welt nach wie vor ein Tabu ist. „Ich lese und schreibe selbst gern Fan-Fiktion-Storys, bin so auf das Thema gestoßen“, erklärt Mellentin. „Logisch, dass ich das auch für meine ersten eigenen Romane aufgreifen wollte.“ Ein kompliziertes Thema, immer noch – aber warum eigentlich? Mellentin: „Das hängt sicher an einer großen Unsicherheit der Spieler. Werden die Fans das akzeptieren? Springen gar Sponsoren ab? Tragen die Vereine das mit? Viele Lippenbekenntnisse nützen da wenig. Und für den Ersten ist es eben immer noch ein Wagnis.“ Wenn sich mehrere Spieler zusammentun würden – aus allen Vereinen der Bundesliga – dann gäbe es einen Synergie-Effekt, ist sich Mellentin sicher. Die Rückmeldungen auf seine Bücher jedenfalls seien durchweg positiv. Nur von „echten Schwergewichten – etwa Vereinen oder von Thomas Hitzlsperger – gab es bislang keine“, sagt der gebürtige Hannoveraner, der heute in München lebt. Mit seinen Romanen will er zum Nachdenken anregen. Und vielleicht sogar helfen, ein Outing vorzubereiten. Wie weit weg ein ebensolches im Profi-Fußball wohl noch sein mag? „Ich hoffe, das passiert sehr bald“, sagt Mellentin, der selbst übrigens kein Spieler ist. „Denn es wird Zeit für den ersten offen schwulen Fußballer. Allerdings befürchte ich, dass es noch einige Zeit dauert und gerade vor der WM in Katar da keiner etwas offen legt.“ Eines ist Mellentin beim Thema jedenfalls ganz wichtig: „Die Fans spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die können einen Spieler im Stadion hoch leben lassen – oder auch vernichten. Der einzelne Fan ist durchaus tolerant und hat auch kein Problem damit. Aber in der Gruppe setzen sich da manchmal Energien frei, die nicht gut sind.“ Es bleibt eine Herausforderung also …